Fahnen waren ursprünglich ein militärisches Feldzeichen und dienten als Richtpunkte im Durcheinander des Kampfes. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Deutschland viele Vereine gegründet, die als Zeichen ihrer Gesinnung und Ziele sich unter einer Vereinsfahne versammelten und hinter dieser Fahne marschierten. Die Fahne steht für die Identität einer Gesellschaft. Fahnen geben Aufschluss über die Menschen, die sich um
sie versammeln, und bringen so ihre Verbundenheit und Zugehörigkeit zum Ausdruck. Der Schriftsteller Carl Zuckmayer schreibt in seinem Werk „Als wär’s ein Stück von mir“ über die neue Henndorfer Schützenfahne: „Sie sollte von nun an bei allen ernsten und frohen Feiern in die Mitte des Volkes getragen und geschwenkt werden, sie sollte die Menschen froh machen mit ihrem hellen Tuch und ihnen das einfache und starke Gefühl des Zusammengehörens, das Bewusstsein gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Hilfe verleihen.“
Die Vereinsfahne des Schützenvereins Dutum
Vereinsfahne von 1921
Während früher dem Dutumer
Festzug eine schwarz-weiße Fahne vorangetragen wurde, hatte man im Jahre
1921 eine neue prächtige Vereinsfahne angeschafft. Diese Fahne ist ein
unersetzliches Zeugnis und enthält nicht nur Fakten zur
Vereinsgeschichte, sondern auch Auskunft über Gesinnung und Einstellung
unserer Vorfahren. Wie andere Schützenvereinsfahnen hat auch die der
Dutumer Schützen eine Vereins- und eine Heimatseite. Im Fahnenspiegel
der Heimatseite ist die patriotische Aussage „Ueb Aug’ und Hand für’s
Vaterland“ zu lesen. Fleiß, Treue und Vaterlandsliebe sahen damals die
Schützen als wichtige Tugenden an. In der Mitte ist auf dunkelgrünem
Grund eine Zielscheibe mit viel Eichenlaub eingestickt. Darüber schwebt
ein mächtiger Adler, der in seinen Krallen ein Gewehr und in seinem
Schnabel den Schützenkönigsorden hält. Auf der cremefarben gehaltenen
Vereinsseite ist ein auf einen Holzvogel zielender Schütze, eingerahmt
von Eichenlaub, dargestellt.
Vereinsfahne als Tischtuch
Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmten die Besatzungsmächte die Utensilien des Vereins, wie Degen, Gewehre und Uniformen. Dem umsichtigen Verhalten des Schützenbruders und langjährigen Obersts des Vereins, Bernhard Roß, ist es zu verdanken, dass die Vereinsfahne nicht in die Hände der Besatzer gelangte. Die Fahne lag bei Bernhard Roß als Decke auf dem Tisch und wurde somit nicht als Vereinsgut erkannt. In der Versammlung am 23. November 1948 wurde erstmals der Beschluss gefasst, die Vereinsfahne zu restaurieren. Jedoch konnte das Vorhaben zunächst nicht umgesetzt werden, da die Errichtung eines Ehrenmales im Vordergrund stand. Erst im Jahre 1953 waren ausreichend Finanzmittel verfügbar, um die dringend notwendige Restaurierung in Auftrag zu geben. Daraufhin wurde in der Generalversammlung am 20. September 1953 der Vorstand mit der Vergabe der Maßnahme beauftragt. Bereits in der Frühjahrsversammlung am 11. April 1954 konnte der Versammlung die restaurierte Fahne vorgestellt werden. Von allen Versammlungsteilnehmern wurde das Ergebnis als sehr gut bewertet. In all den zurückliegenden Jahrzehnten war die Fahne immer treu an der Seite der Schützen. Nicht nur bei Schützenfesten, Sternmärschen und anderen Feierlichkeiten, sondern auch bei Begräbnissen und am Volkstrauertag war die Fahne stets zur Stelle.
Zweite Restaurierung wird beschlossen
Wind und
Wetter haben Spuren hinterlassen und es war an der Zeit, über eine
erneute Restaurierung bzw. Neuanschaffung nachzudenken. In der
Frühjahrsversammlung am 8. April 2001 wurde über dieses Thema beraten.
In Vorbereitung einer dringend notwendigen Entscheidung hatte man die
Fahne bereits in der Restaurationswerkstatt des Litauischen
Nationalmuseums begutachten lassen. Im Ergebnis ist die Fahne von den
Experten als „wertvolles Stück“ eingestuft worden. Nach dieser
fachlichen Beurteilung sah man sich bestätigt, von einer Neuanschaffung
abzusehen und die Restaurierung der alten Fahne vornehmen zu lassen. So
trat das Unikat, sicher in einem Kunststoffrohr verpackt, im Herbst 2001
die weite Reise nach Litauen an. Bei seinem nächsten Besuch, der in
Verbindung mit einem DRK-Hilfstransport stand, konnte die Vereinsfahne
vom 1. Vorsitzenden Wolfgang Nehus heimgeholt werden. Während des
Schützenfestes im Jahre 2002 wurde die in neuem Glanz erscheinende Fahne
der Schützenfamilie vorgestellt und in der Schützenmesse durch Pastor
Kaulig feierlich geweiht.
2014 wurde die neue Fahne geweiht
Pünktlich zum Schützenfest 2014 konnten wir unsere neue Vereinsfahne
präsentieren und durch Pastor Lemanski segnen lassen. Dank unserer
Vereinsmitglieder, die auf der vorherigen Generalversammlung über
die Finanzierung der neuen Fahne debattiert haben und Dank weiterer
Sponsoren war es uns möglich, dieses Projekt innerhalb eines Jahres
umzusetzen. Ein besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle auch an
die Volksbank Münsterland richten, die als Sponsor ebenfalls einen
nicht unerheblichen Betrag dazu bereit gestellt hat. Unsere alte Vereinsfahne befindet sich bereits im Museum unseres
Falkenhofes in sicherer Verwahrung und kann dort nun von allen
Besuchern neben vielen weiteren alten Vereinsfahnen aus Rheine
bewundert werden.